Da redlicher Journalismus auch stets um Kontra-Positionen bemüht ist, findet der Themenblock mit einem Artikel von Stephan Cezanne und Hartmut Meesmann unter der Überschrift "Vermessener Anspruch" folgerichtig einen kritischen Abschluss. Hier wird vor allem das Bestreben nach einer 'Theorie von Allem' als "unmenschlich" und "vermessen" dargestellt, sowie auch Wilbers Austausch mit Andrew Cohen negativ kommentiert. Vielfach wird dabei Michael Utsch zitiert, dessen Wilber-Rezeption leider offensichtlich in vielen Punkten unvollständig ist und dessen Kritik daher für Kenner des Modells ins Leere greift. ("aUtsch, Michael!")
Unter dem Strich ist die aktuelle Ausgabe von Publik-Forum erfreulich, zeigt sie doch, dass Integrale Themen nun nach und nach Gehör und Verbreitung finden. Die Auflage der christlichen Zeitschrift liegt immerhin bei 47.000 Exemplaren.
Ein Interview von Stephan Cezanne mit Michael Habecker, das ursprünglich für diese Ausgabe vorgesehen war, wird in Kürze im IF-Lesesaal erscheinen. Es trägt den Titel "Keinen metaphysischen Bruch heben".
Hier ein Überblick über die Ausgabe von Publik-Forum:
http://www.publik-forum.de/ausgabenarchiv/?ausgabe=200913
UPDATE: Hier ist, wie Dr. Jens Heisterkamp, Chefredakteur von Info3 den aktuellen Schwerpunkt von "Publik-Forum"auf dem info3 Blog kommentiert:
http://www.info3.de/wordpressnews/?p=192
Kommentare
durch die Rezension der Publik-Forum-Ausgabe durch Herrn Heisterkamp auf das Thema gebracht lese ich mit Freude Ihren Blick auf den Schwerpunkt.
In Verbindung mit Ihrem Artikel zum Hochland-Dilemma ist mir ihr persönlicher Ansatz durchweg sympatisch.
Welches Angebot macht Ihre Theorie - oder jegliche Theorie - denn der Gesellschaft? Ist das nicht der Kern der Fragestellung einer jeden Theorie? Oder anders gefragt: Was trägt die Analyse zur individuelle spirituellen Erfahrung bei? Bedarf diese, sofern sie nicht suchend ist, überhaupt eines Überbaus?
Mir erscheint es zunehmend so zu sein, dass wir heute immer dann nach der Vereinbarung spiritueller und intellektueller Erfahrungen suchen, wenn wir den Grenzziehungen zwischen Mystik und Aufklärung auf die Schliche kommen. Für mich ein Bildungs-Phänomen. Es entsteht so eine Art Leere durch Wissen. Das Füllmaterial bilden verschiedene mehr oder weniger ausgewogene Theorien. Allerdings: Je komplexer sie sind, desto weniger Anerkennung können sie erwarten. Zudem denke ich, dass es ein Problem einer Theorie ist, wenn sie nicht auf Traditionen und Riten zurückgreifen kann, die Verstanden werden.
Zu dem Verständnis von Allem (welches sie auf so angenehme Art und Weise "zurechtgestutzt" haben) löst ja nicht jedes Problem. Eine Theorie führt ja nicht zwangsläufig zu einer Therapie und nicht jeder Zustand ist pathologisch. Vielleicht sollte man sich auch einfach davon verabschieden Weltenheiler zu sein und die Nischen finden, die den Ansatz und die Anwendung ihrer Theorie gewinnbringend (im gesellschaftlichen Sinne) fördern?
Diese Gedanken sind sehr assoziativ und nicht geordnet.