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'Integrale Transdisziplinarität' - meine Magisterarbeit





Derzeit schreibe ich an meiner Magisterarbeit im Fach Philosophie an der Uni Bremen.

Sie trägt den sexy Titel:

"Perspektiven inter- und transdisziplinärer Kooperation im Lichte des integralen methodologischen Pluralismus Ken Wilbers"


Hier die Grundidee der Arbeit in einfachen Begriffen:

Wenn mehrere wissenschaftliche Disziplinen zusammenarbeiten, dann gibt es mindestens drei große Kooperationsweisen: Multi-, Inter- und Transdisziplinarität.

Multidisziplinarität ist rein additiv, akkumulativ. Zusammenhänge zwischen den Forschungsfeldern sind - wenn sie überhaupt vorkommen - zufällig.

Interdisziplinarität ist eine Kooperationsform, bei der die Partner aus verschiedenen Disziplinen zusammenkommen und sich gemeinsam über das Forschungsziel absprechen. Geforscht wird getrennt. Am Ende des Projekts wird dann versucht (noch mal schnell) eine Synthese der Ergebnisse und eine Gesamtaussage hinzukriegen.

Bei Transdisziplinarität arbeiten Forscher aus verschiedenen Disziplinen den gesamten Forschungsprozess über zusammen und bringen einander gegenseitig die Methoden bei, bzw. entwickeln sie gemeinsam. Es ist die seltenste und anspruchvollste Kooperationsform.

Allen diesen drei Formen ist gemein, dass ihnen eine Meta-Theorie und ein Meta-Paradigma fehlt, dass eine begründete Entscheidung darüber zulassen würde, wie Disziplinen miteinander sinnvoll kombiniert werden sollten und wie ihre Ergebnisse in einem umfassenderen Rahmen zu interpretieren und zu integrieren sind.

Ken Wilbers "integraler methodologischer Pluralismus" (IMP) ist exakt das, was in diesem Feld des disziplinenübergreifenden Arbeitens so dringend benötigt wird. Insbesondere aus der 'Transdisziplinaritäts-Ecke'wird immer wieder der Ruf nach einer "Meta-Sprache" oder einer "Meta-Theorie" laut.

Programm meiner Arbeit ist, zu zeigen wie IMP hier weiterhelfen kann und welche Normen man daraus für inter- und transdisziplinäres Arbeiten daraus entwickeln kann, z.b. dass man stets mindestens eine Methodologie aus jedem Quadranten dabei haben sollte, oder besser noch: aus jeder Zone.

Wenn ihr noch gute Literatur wisst, oder Anregungen und Feedback für mich habt, meldet euch bei mir. dennis.wittrock["at"]yahoo.de
Abgabetermin ist im Dezember 2007.


Kommentare

Anonym hat gesagt…
Wenn ich richtig verstehe, bietest Du bzw. Dein Freund Ken eine Art Bauplan an, wie man aus den einzelnen Bestandteilen der verschiedenen Wissenschaften ein stimmiges Ganzes zusammenbauen kann.
Mich würde interessieren: Hast Du ein konkretes Beispiel, einen Forschungsfall, wo die transdisziplinäre Forschung darunter leidet?

PS: Die Anschlußfragen lauern schon :-)
Dennis hat gesagt…
Hallo Heinz,

ich habe kein konkretes Beispiel aus der Praxis, keinen Forschungsfall. Ich bin Student im Abschluss und (noch) kein Forscher mit hinreichend Praxiserfahrung.

Im Übrigen ist es so: dieses Modell kann - zugegebenermassen aus der Entfernung beurteilt - potentiell einen umfassenden Erklärungsrahmen für die Legitimität der Methodologien der Kooperationspartner geben und, wie ich andeute, die Praxis in Richtung größerer Umfassendheit /Ausgewogenheit orientieren helfen.

Wenn allerdings alles gut ist in der transdisziplinären Forschungspraxis und niemand -etwa an Orientierungslosigkeit und Mangel ans großen Bildern - leidet, wäre ich der letzte Mensch auf diesem Planeten, der jemand anderem mit sowas unsäglich Komplexen wie IMP belästigen würde.

Was hat dein Interesse auf meine Arbeit gelenkt?

beste Grüße,

Dennis

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