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IP-Artikel: "Was heißt integrale Organisation?"



Hallo Freunde des gepflegten Wortes. In der kommenden Ausgabe der Zeitschrift "integrale Perspektiven", herausgegeben vom Integralen Forum erscheint ein Artikel von mir über das Thema "Integrale Organisation". Der Schwerpunkt der fünften Ausgabe ist "Integrales Business" Es geht um die Themen integrale Verantwortung, integrale Mode und andere Anwendungen von AQAL im Business-Bereich. Im folgenden nun ein Auszug aus meinem Artikel, der sich mit den Organisationsformen "Soziokratie" (nach G.Endenburg) und "Holakratie" (nach B.Robertson) auseinandersetzt:

"Wenn es richtig ist, dass sich der ganze Kosmos entwickelt, wenn der Schnellzug der Evolution, der vor 15 Mrd. Jahren mit einem großen Knall auf frische Gleise gesetzt wurde, angesichts des Auftretens menschlichen Lebens und menschlicher Kultur nicht kurz vor uns kreischend zum Stillstand kommt, sondern vielmehr mitten durch diese Terrain hindurch fährt, so darf man sich mit gewissem Recht fragen, welche gesellschaftliche Organisationsform (U.R.) sich eine emergierende integrale Kultur geben muss. Der Übergang einer gewissen Anzahl von Individuen von der mythischen zur mentalen Struktur des Bewusstseins wurde bekanntlich begleitet von enormen politischen Revolutionen und Umwälzungen, die u.a. den modernen demokratischen Rechtsstaat hervorbrachten. Wenn nun von einem „Quantensprung“ zum „zweiten Rang“ des Bewusstseins die Rede ist, so dürfte klar sein, dass ein solcher Anspruch, bezogen auf die Komplexität von Individuen, einen mindestens ebensolchen Anspruch auf dessen kollektive Organisationsformen nach sich zieht. Wie organisiert sich eine Gemeinschaft, deren vermeintliche Avantgarde sich als „integral“ begreift? Welche kollektiven Strukturen wollen sich auf dieser Ebene der Komplexität und Evolution durch uns ausdrücken? Diese Frage beschäftigt mich brennend.

In Ken Wilbers Büchern findet man zu dieser Frage nichts wirklich Substantielles. Die Psychologie des integralen Individuums (O.L.) wird hinreichend beschrieben, doch was mehrere solcher Individuen miteinander erschaffen können, war und ist bislang eine Frage unvorhersehbarer Emergenz, eine Leerstelle, die nur menschliche Kreativität auszufüllen vermag. Das Integral-Institute ist nach Wilbers Ansicht eine Art empirisches Versuchslabor, frei nach dem Motto: „Stecke einen Haufen integraler Leute in einen Raum und schau, wie sie sich organisieren“. Als ich vor einiger Zeit die Ausgabe der WIE aufschlug, die sich dem Thema „kollektive Intelligenz“ widmete, war ich recht hoffnungsfroh eine Antwort auf meine Frage zu finden. Ich erfuhr eine Menge darüber, wie es sich wohl anfühlen mag, Teilnehmer an einer „erleuchteten Kommunikation“ zu sein, Mitglied in einer Gruppe, die sich auf das höchste Telos der Evolution einzuschwingen versucht und dann im intersubjektiven Raum einer neuartigen Qualität der Dringlichkeit der Transformation inne wird, die sich jenseits egoischer Muster auszudrücken versucht. Mit anderen Worten: ich fand eine phänomenologische Beschreibung der Atmosphäre solcher Treffen, einen Geschmack der Hermeneutik des transpersonalen Wirs. Trotz dieser reichhaltigen Schilderung blieb ich irgendwie unbefriedigt.

Mir dämmerte: wonach ich suchte, war keine Beschreibung des unteren linken Quadranten, sondern eine Beschreibung der (inter-)objektiven Verfahren menschlicher Organisation (U.R.), einer integralen Vorgehensweise, die in der Lage ist, die positiven Aspekte der Regierungsformen früherer Zeiten und Bewusstseinsstrukturen, von magisch/mythischer Autokratie, rationaler Demokratie bis hin zu pluralistischem Konsens einzuschließen und gleichzeitig zu transzendieren. Wilber schreibt dem integralen Individuum zu „zehn mal effizienter“ zu sein, als ein Individuum des ersten Ranges. Ich war auf der Suche nach einer konkreten Struktur im unteren rechten Quadranten, die diese Effizienz auf kollektiver Ebene ermöglicht, fördert und operational handhabbar macht, vor allem aber auch konkret demonstriert.

Während meines dreimonatigen Aufenthaltes am Integral Institute bekam ich eines Tages ein Interview mit Brian Robertson zugeschickt, das für die anstehende Mitarbeiter-Versammlung zu lesen war. Brian Robertson ist Gründer und CEO von „Ternary“, einem Software-Unternehmen aus Philadelphia. Im Alter von 6 Jahren begann er mit dem Programmieren, mit zwölf Jahren zog er sein erstes softwarebezogenes Business auf und nun war dieser Autodidakt ins I-I Büro eingeladen worden, um über ein neuartiges Modell der Unternehmensführung zu sprechen, das seiner Firma erlaubt hat, in den ersten fünf Jahren seit der Gründung über zwei Millionen Dollar jährlich zu verdienen. Als ich den Text zu Ende gelesen hatte, war ich fasziniert: Heureka! Das fehlende Puzzlestückchen: Die Beschreibung einer integralen Organisationsstruktur.----snip---


Den kompletten Artikel gibt's in der IP 05.

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